Pressemitteilung: Umbenennung der Halskestraße in Châu-und-Lân Straße am 11. Mai 2024. Gedenken an vietnamesische Opfer des rechtsterroristischen Anschlags auf die Halskestraße. Ein weiterer Schritt, von vielen, die vor uns liegen
Hamburg, 08.05.2024 – Es ist ein bedeutender Schritt zur Anerkennung und Erinnerung an die Opfer von rassistischer Gewalt in Hamburg: Am 11.05.2024 wird ein Abschnitt der Halskestraße in Hamburg-Billbrook in Châu-und-Lân-Straße umbenannt. Die Umbenennung gedenkt Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân, die nach ihrer Flucht aus Vietnam 1980 in der Geflüchtetenunterkunft Halskestraße lebten. Bei einem rechtsterroristischen Angriff am 22. August 1980 verloren sie ihr Leben.
Einer der Überlebenden des rassistischen Anschlags, beschreibt die Motivation hinter der Straßenumbenennung: „Wir Überlebenden haben die beiden fröhlichen jungen Menschen nie vergessen, doch wir mussten feststellen, dass nach wenigen Jahren schon nichts mehr an diese schreckliche Tat und die Menschen, die es traf, erinnert. Damit wurde auch schnell vergessen wie gefährlich und allgegenwärtig Rassismus in Hamburg ist.“
Die Initiative zur Umbenennung der Straße wurde vor einem Jahrzehnt von Überlebenden und antirassistischen Aktivist_innen ins Leben gerufen. Trotz politischer Widerstände und Hindernisse setzte sich die Initiative hartnäckig für eine Straßenumbenennung ein. Der Bezirk Hamburg-Mitte brauchte fast 10 Jahre, um zumindest eine Teilforderung der Initiative umzusetzen.
„Die 80er Jahre waren von rassistischer Gewalt geprägt. Der Anschlag auf uns war die sechste Aktion dieser Gruppe! Doch auch nach ihrer Ergreifung ging es weiter. In Erlangen, München, aber auch in Hamburg und Umgebung.“, mahnt ein Überlebender des Anschlags.
Die Gedenkinitiative gründete sich vor 10 Jahren, in Reaktion auf die Hintergründe des Mordes an Süleyman Taşköprü. Hier hatten weder Polizei noch Medien oder Gesellschaft ein rassistisches Motiv überhaupt für möglich gehalten.
„Wenn die Opfer vergessen werden, dann werden auch die Taten vergessen. Das Leid wiederholt sich für jede weitere Familie, die es trifft. Deshalb müssen wir endlich anfangen den Opfern rassistischer Gewalt zu gedenken. Das braucht öffentliche Orte!“ fasst einer der Überlebenden die Motivation zusammen.
Die Umbenennung ist ein wichtiger Schritt für die Erinnerung und Anerkennung der Opfer und Betroffenen von rassistischer Gewalt. Sie soll aber auch Anstoß sein, dass die Gesellschaft handlungsfähiger in Bezug auf eine antirassistische Alltagspraxis wird. Der Wunsch der Initiative nach einer Gedenkstätte, die auch für Bildungszwecke genutzt werden kann, bleibt bis heute unerfüllt.
„Wir sind sehr glücklich, dass es diese Straße geben wird und wir möchten das mit allen feiern. Doch es bleiben Wermutstropfen: Am selben Tag, als wir die frohe Botschaft der Umbenennung erhielten, lehnten die Politiker_innen desselben Bezirks, die Schaffung eines Platzes in Gedenken an Semra Ertan auf St.Pauli ab. Das zeigt uns, wie weit wir noch zu gehen haben.
Die feierliche Umbenennung wird mit einem öffentlichen Akt am 11. Mai 2024 um 11 Uhr begangen. Die Initiative lädt alle Interessierten, Wegbegleiter_innen und Unterstützer_innen ein, an diesem historischen Moment teilzunehmen und ein Zeichen für Antirassismus, Erinnerung und Solidarität zu setzen.