Über 60 Menschen gedenken den Opfern des rassistischen Brandanschlag auf die Halskestraße 72 + Halskestraße wird in Châu-und-Lân-Straße umbenannt + Überlebende fordern Gedenkstätte
Anlässlich des 42. Jahrestages des rassistischen und rechtsterroristischen Brandanschlags auf die Unterkunft Halskestraße 72 versammelten sich am 21. August über 60 Menschen am damaligen Tatort in Hamburg-Billbrook. Sie forderten eine Verankerung der Geschehnisse im kollektiven Stadtgedächtnis. Vor Ort gab die Initiative zusammen mit der Bezirkspolitikerin Irene Appiah (SPD) und dem Bürgerschaftsabgeordneten Baris Önes (SPD) bekannt, dass nach über acht Jahren Bemühungen, nun das Umbenennungsverfahren für die Halskestraße eingeleitet sei. Zukünftig werde der bisherige Abschnitt der Halskestraße zwischen Unterem Landweg und Andreas-Meyer-Straße den Namen Châu-und-Lân-Straße tragen. Damit wird an die beiden Opfer des rassistischen Anschlags erinnert.
Mit Blick auf die kürzlich wieder eingerichtete Geflüchtetenunterkunft bekräftige der Überlebende des Anschlags, Thoi Trong Ngu, seine Forderung nach der Umbenennung der Halskestraße und Bushaltestelle sowie der Schaffung einer Gedenkstätte: „Ich habe nur Glück gehabt, es hätte auch mich treffen können. Das ist eine Mahnung für die nächste Generation. Es darf nicht mehr weiter passieren. Doch kann jederzeit wieder passieren, wenn wir nichts unternehmen.“
In mehreren Redebeiträgen wurde die Geschichte der Opfer und des Anschlags berichtet. Mit einem Redebeitrag des Bündnis zur Erinnerung an den rassistischen Pogrom von Rostock-Lichtenhagen wurde auf die Kontinuität rassistischer Gewalt und die anstehende Gedenkveranstaltung zum 30. Jahrestag des Progroms verwiesen.
Vanessa Vu, Autorin des mit dem CIVIS Medienpreis ausgezeichneten Podcast „Hamburg 1980. Als der rechte Terror aufflamte“ sprach in ihrem Redebeitrag über die Bedeutung für die viet-deutsche Community: „Erinnern, das bedeutet etwas im Herzen zu behalten. Ich möchte das was hier 1980 in dieser Straße passiert ist, nicht mehr vergessen. Aber ich will mich nicht mehr jedes Jahr, abstrakt daran erinnern müssen. Ich will, dass es mich, dass es uns als Community traurig macht und dass wir einen Weg finden, um den nächsten Generationen einen anderen Umgang damit zu ermöglichen. Wenn wir nicht über Anschläge nachdenken, über Progrome, wenn diese gar keinen Platz haben in persönlichen Gesprächen, dann wird auch nie ein Raum entstehen, um als Community und als Gesellschaft zu heilen.“
Aufgerufen hatte die Initiative in Gedenken an Nguyen Ngoc Chau und Do Anh Lan. Die 22 und 18 jährigen vietnamesischen Geflüchteten, waren 1980 im Rahmen des humanitären Boat People Aufnahmeprogramms nach Hamburg gekommen. In der Nacht des 22. August 1980 setzten Mitglieder der rechtsterroristischen „Deutschen Aktionsgruppen“ die Unterkunft Halkestraße 72 in Brand. Nguyen Ngoc Chau verstarb noch vor Ort, Do Anh Lan nur wenige Tage später. Die Initiative wird getragen von der Mutter Do Anh Lans sowie mehreren Überlebenden des Anschlags, Freund*innen der Opfer und solidarischen Einzelpersonen