40. Jahrestag des rassistischen Brandanschlags in der Halskestraße
Über 250 Menschen gedenken an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân und fordern einen Gedenkort am Tatort
Anlässlich des 40. Jahrestages des Brandanschlags auf ein Wohnheim in Billwerder-Moorfleet forderte die Initiative in Gedenken an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân heute die zügige Umsetzung der von der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte im vorigen Jahr beschlossenen Maßnahmen. Sie sehen einen Gedenkort mit Informations- und Erinnerungstafeln vor sowie die Umbenennung der Halskestraße in Châu-und-Lân-Straße und die Umbenennung der dortigen Bushaltestelle. Bis heute erinnert nichts an den rassistischen Mord.
„Die Umbenennung der Halskestrasse wäre ein sinnstiftender Beitrag zur antirassistischen Umgestaltung und Dekolonialisierung deutscher Stadt- und Alltagskultur“, so der Politikwissenschaftler Kien Nghi Ha, der auf der Kundgebung eine Rede hielt. Er habe aber den Eindruck, dass „in der angeblich so weltoffenen Hansestadt für die Opfer des Rassismus enge bürokratische Toleranzgrenzen und sprachliche Reinheitsgebote des Eurozentrismus gelten“.
Mit Mund-Nasen-Schutz, Abstand, einer Schweigeminute und einer buddhistischen Gebetszeremonie gedachten rund 250 Kundgebungsteilnehmer sowie Angehörige, Überlebende des Anschlages, Freunde und Freundinnen an die beiden ermordeten jungen Männern Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân. Sie wurden zu Opfern eines rassistischen Anschlags der Deutschen Aktionsgruppen. Die rechtsextreme Terrorgruppe hatte am 22. August 1980 Brandsätze in eine Unterkunft von Geflüchteten in der Halskestraße 72 geworfen und eine rassistische Parole an die Wand geschmiert. Sie trafen das Zimmer von Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân, welche wenig später den Brandverletzungen erlagen. Die beiden jungen Männer waren erst wenige Wochen zuvor aus Vietnam nach Hamburg geflohen.
Erinnern und öffentliches Trauern seien wichtige Formen des politischen Protestes, so die Initiative für ein Gedenken an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân. Mit Blick auf die rechtsextremen Anschläge in den letzten Monaten und Jahren warnte sie vor einer Entpolitisierung, Verharmlosung und Vertuschung der Hintergründe rechter Morde und Anschläge. „Die Taten müssen vollständig aufgeklärt und dringend notwendige Konsequenzen in Politik, bei den Geheimdiensten, der Polizei und den weiteren Ermittlungsbehörden gezogen werden“, so ein Sprecher. Wichtig sei zudem ein würdevolles, von den Hinterbliebenden selbst gestaltetes Gedenken und Erinnern im öffentlichen Raum und Entschädigung.